Elena* nimmt ein Puzzleteil und legt es in die Mitte zurück zu den anderen. Es passt nicht in die Lücke. Das Mädchen hält inne, lässt den Blick erneut über die vielen Einzelteile auf dem Tisch schweifen. An dieser Stelle hat Elena schon einige Puzzleteile getestet. Aber keins war das richtige.
Die Neunjährige greift nach einem farbigen Teil und probiert es noch einmal. Diesmal passt es. Elena lächelt. «Siehst du?» sagt sie zu ihrem kleinen Bruder Matti*, «es braucht manchmal einfach etwas Geduld!» Das hat Elena im letzten Jahr durch ihre Erkrankung gelernt.
Die Diagnose stellt Elenas Welt auf den Kopf
Als Elena plötzlich immer wieder krank wird, über Bauchschmerzen klagt und kaum noch essen mag, gehen ihre Eltern mit ihr zum Arzt. Die Diagnose trifft sie kurze Zeit später wie ein Schlag: Leukämie. Für die ganze Familie ist das ein Schock.
Elena war bislang kaum ernsthaft krank, musste noch nie Tabletten nehmen. Plötzlich steht ihre Welt Kopf: Sie braucht eine Chemotherapie, verbringt viel Zeit im Spital und erhält verschiedene Medikamente. Von einem Tag auf den anderen soll sie täglich mehrere Tabletten schlucken, möglicherweise ein Leben lang.
Tablettennehmen ist eine Tortur
Bei den ersten kleinen Tabletten klappt es problemlos. Dann kommen weitere Medikamente dazu: Elena muss mehrmals täglich verschiedene Tabletten einnehmen. Einige sind sehr gross und schmecken bitter. Auch das Teilen in kleine Stücke nützt nichts: Elena kann sie nicht schlucken. Zum Glück gibt es das Tablettentraining am OKS.
Am nächsten Tag beginnen Elena und die Pflegefachfrau zu üben. Das Mädchen lernt auf spielerische Art und mit einer Geschichte, warum es wichtig ist, die Pillen zu schlucken. Elena probiert verschiedene Techniken aus. Sie übt mit Tictacs und trinkt Wasser durchs Röhrli. Jedem Kind hilft etwas anderes.
Das Training entlastet allen Beteiligten
Die Pflegefachfrau nimmt sich Zeit. Es ist wichtig, keinen Druck aufzubauen. Anders als bei Erwachsenen kann sie dem Kind keinen Becher mit Tabletten geben und erwarten, dass es sie einfach nimmt. Die Therapie bei Kindern braucht viel Einfühlungsvermögen, Geduld und Zeit.
Elenas Eltern sind dankbar, wird ihre Tochter so gut unterstützt. Es fällt ihnen schwer, wegen der Tabletten mit ihrem kranken Kind zu streiten. Dennoch muss Elena die Medikamente nehmen, damit sie ihr gegen die Krankheit helfen können. Ein Dilemma.
Mit viel Üben und Geduld zum Ziel
Das Training unterstützt Elena dabei, die passende Technik zu finden. Sie lernt dank der Hilfe der Pflegefachfrau und mit etwas Übung, die Tabletten zu schlucken. Elena freut sich sehr, dass es jetzt klappt. Kaum hat sie eine Tablette erfolgreich geschluckt, sagt sie mit einem Lächeln: «Schon geschafft!»
Geduld ist ein wichtiges Puzzleteil bei der medizinischen Behandlung von Kindern und Jugendlichen. Bei einer chronischen Erkrankung, nach einem Unfall oder einer schweren Diagnose wie bei Elena wirken Stress und Zeitdruck wie Gift.
Schenken auch Sie Kindern Zeit
Kinder brauchen Zeit, um mit der neuen Situation umzugehen. Um beispielsweise zu lernen, plötzlich viele Tabletten zu nehmen. Und um in ihrem Tempo und abhängig von ihrer Krankheit langsam wieder gesund zu werden.
Genug Zeit schenkt diesen Kindern Vertrauen in die Behandlung und in sich selbst. Sie ermöglicht allen Beteiligten, mehr Geduld und weniger Eile zu haben. Mit ihrer Spende stärken Sie Kinder wie Elena etwa beim Kampf mit Tabletten. Sie helfen ihnen auf dem Weg, wieder gesund zu werden, und entlasten sie und ihre Familie enorm. Herzlichen Dank!
*Namen geändert